Wie alle Bereiche wurde auch das Feuerwehrwesen durch die Corona-Pandemie komplett verändert. In unserem ersten Beitrag möchten wir erklären, wie Feuerwehr während der Corona-Krise funktioniert und wie unsere Einsatzkräfte vor einer Infektion geschützt werden.
Übungsdienst unter den Bedingungen der Corona-Pandemie
Regelmäßige Übungsdienste sind wichtig, damit die Handgriffe im Notfall sitzen. Normalerweise treffen wir uns jeden Montag zum Übungsdienst – man wird es sich aber wahrscheinlich denken können: Übungsdienste, so wie sie vor Corona durchgeführt wurden, sind derzeit kaum vorstellbar. Die Feuerwehr Erftstadt hat in ihrem Sicherheitskonzept immer die Vorgaben und Empfehlungen der Unfallkasse NRW und des Landesfeuerwehrverbandes berücksichtigt und sämtliche Konzepte mit dem Ordnungsamt und dem regelmäßig tagendem Stab für außergewöhnliche Ereignisse der Stadt Erftstadt abgestimmt.
Nachdem bereits in der ersten Welle starke Einschränkungen im Übungsdienst erforderlich waren, konnte im Sommer 2020 unter gut kalkulierbaren Hygienebedingungen auch praktisch geübt werden. Der Rhythmus der Dienste wurde auf 14 Tage angehoben, damit im Falle einer möglichen Infektion keine Weiterübertragung beim nächsten Dienst stattfinden kann. Die Übungen wurden zusätzlich ausschließlich im Freien durchgeführt, da auch damals schon bekannt war, dass die Gefahr in Innenräumen erheblich höher ist. Ein weiterer Sicherheitsfaktor zum Erhalt der Leistungsfähigkeit war, dass ausschließlich innerhalb der jeweiligen Einheiten geübt wurde, sodass im Falle einer notwendigen Quarantäne auch nur einzelnen Einheiten temporär ausgefallen wären. Gleichzeitig waren die Handhygiene (ordentliches Händewaschen oder Desinfizieren) und das Tragen von medizinischen Masken sowie das Einhalten des Mindestabstandes wo möglich wichtige Grundvoraussetzungen für den sicheren Übungsdienst.
Aufgrund der geringen Inzidenz im letzten Sommer und der hohen Disziplin innerhalb der Feuerwehr kam es glücklicherweise weder zu Infektionen noch zu Ansteckungen innerhalb der Feuerwehr Erftstadt. Trotzdem musste zu Beginn der zweiten Welle im Herbst der praktische Übungsdienst eingestellt werden. Die Gefahren der neuen Mutationen mit höherer Ansteckungsgefahr sowie die deutlich angestiegene Inzidenz lassen hier leider keine andere Entscheidung zu.
Übungsdienste über Videokonferenz
Doch auch, wenn praktische Übungsdienste derzeit nicht möglich sind, arbeiten die Mitglieder der Feuerwehr auch in der zweiten und dritten Welle weiter an ihrer Aus- und Fortbildung. Statt der persönlichen Treffen werden wöchentlich digitale Übungsdienste über ein Videokonferenzsystem abgehalten. Durch die neuen Technologien wurden den ganzen Winter und Frühling über theoretische Grundlagen besprochen und damit eine fachliche Ausbildung auf einem hohem Niveau durchgeführt. Dies hilft vor allem auch dabei, einen stetigen Kontakt untereinander zu erhalten. Feuerwehr ist schließlich auch eine Gemeinschaft, die gegenseitig aufeinander achtet. Das Teamwork spielt bei uns eine besondere Rolle.
Bis auf weiteres werden vor Ort ausschließlich rein technische Dienste von einzelnen Feuerwehrleuten durchgeführt, mit denen die Einsatzbereitschaft unserer Fahrzeuge und der darin mitgeführten Technik gewährleistet wird.
Infektionsschutz während des Einsatzdienstes
Einsätze lassen sich leider nicht digital durchführen. Selbstverständlich rückt die Feuerwehr bei jedem Hilfeersuchen in voller Stärke gemäß der gültigen Alarm- und Ausrückeordnung aus, sodass jedem Bürger in einer Notlage professionell und schlagkräftig geholfen wird. Gewisse Zusammenkünfte und beispielsweise die gemeinsame Nutzung von Fahrzeugen lassen sich daher nicht völlig ausschließen.
Natürlich schützen sich die Feuerwehrleute bei jedem Zusammentreffen vor Infektionen, insbesondere durch die folgenden Maßnahmen:
- Masken:
Während der gesamten dienstlichen Tätigkeit wird jederzeit eine Maske vom Standard FFP2 (ohne Ausatemventil) getragen. Die Maske wird beim Betreten der Feuerwache angelegt und erst nach dem Einsatz wieder abgelegt. - Handhygiene:
Vor dem Betreten der Wache desinfizieren sich die Einsatzkräfte ihre Hände. Dies geschieht auch in regelmäßigen Abständen an der Einsatzstelle an den Hygieneboxen, die auf den Fahrzeugen verlastet sind, sowie nach dem Einsatz. - Reduzierung der Fahrzeugbesatzung:
Die Fahrzeuge werden gemäß Empfehlung des Bundesfeuerwehrarztes nicht voll besetzt: Statt einer Gruppe (9 Personen) rücken unsere Löschgruppenfahrzeuge derzeit maximal mit einer Staffel (6 Personen) aus. So kann während der Fahrt mehr Abstand gehalten werden. Während der Fahrt wird außerdem wenn immer möglich ein Fenster geöffnet, sodass gute Lüftungsbedingungen herrschen. Dementsprechend rücken teilweise mehr Fahrzeuge aus, damit das erforderliche Personal an die Einsatzstelle verbracht werden kann. - Verlassen der Fahrzeuge:
An der Einsatzstelle wird das Fahrzeug schnellstmöglich verlassen, da die Infektionsgefahr im Freien deutlich geringer ist. Die Feuerwehrleute halten an der Einsatzstelle wenn immer möglich den Mindestabstand ein. Den Befehl zum Absitzen erteilt allerdings nach wie vor der Gruppenführer, der die Sicherheit seiner Mannschaft schlussendlich verantwortet. Auf der Autobahn muss beispielsweise der fließende Verkehr berücksichtigt werden. Außerdem muss ein Aufenthaltsort in der Nähe zum Fahrzeug definiert werden, damit eine Lageeinweisung und ein Einsatzbefehl schnell an die gesamte Mannschaft erteilt werden kann. Die Maßnahme mit dem Aussteigen sieht zwar einfach aus, aber die widerspricht eigentlich der grundsätzlichen Taktik, weil es die Kommunikation erschwert und durch das Absitzen schnell Unordnung an der Einsatzstelle entstehen kann. Vor allem, wenn viele Einsatzkräfte vor Ort sind, muss der Gruppenführer schnell erkennen, welche Kräfte welches Fahrzeug besetzen. Deswegen ist gerade eine hohe Disziplin von allen Einsatzkräften erforderlich.
Dienstbesprechungen
Natürlich sind persönliche Besprechungen mit Anwesenheit derzeit nicht möglich. Sämtliche Dienstbesprechungen werden seit Beginn der Pandemie über Videokonferenzen durchgeführt.
Soziales Miteinander / Vereinsleben
Eine Feuerwehr ist natürlich nicht nur eine Hilforganisation, sondern auch ein soziales Konstrukt. Nach der Übung wird normalerweise nochmal miteinander gesprochen und bei uns häufig etwas zu essen bestellt. Nach Einsätzen findet häufig auch noch einmal eine Nachbesprechung statt. Und nicht zuletzt unternehmen wir auch gemeinsam einige Ausflüge und Touren, besuchen andere Feuerwehren auf ihren Feuerwehrfesten oder unternehmen etwas gemeinsam.
Insbesondere dieser Punkt ist von der Pandemie am stärksten betroffen. Wir verzichten seit März 2020 auf sämtliche verzichtbaren Zusammenkünfte. Auch nach den wenigen praktischen Übungen im Sommer 2020 war es leider nicht möglich, in unseren Aufenthaltsräumen gemeinsam den Abend ausklingen zu lassen. Stiftungsfeste und Feuerwehrtouren waren seit Pandemieausbruch leider auch nicht denkbar. Auch den Weihnachtsbaumverkauf unserer Jugendfeuerwehr mussten wir leider absagen.
Wir versuchen den Kontakt über den digitalen Übungsdienst zu halten. Aber das ist natürlich nicht das gleiche. Der persönliche Austausch fehlt uns sehr. So wie in jedem Bereich freuen wir uns darauf, dass Zusammenkünfte hoffentlich bald wieder möglich werden.